Freunde {50 stories} [part 1]

7. April 2013 ♥ 15 x geträumt

Jolene hatte eins dieser Kisten, bei denen man ewig lange kurbeln musste, um das Fenster aufzubekommen. Stets versuchte sie mir einzureden, dass sie zwei Jahre lang wie verrückt gesparrt hätte und das Geld nur für für die gebrauchte Karre gereicht hätte. Dabei erwähnte sie nie all das Geld, das sie ihrem Nachbarn gegeben hatte, damit dieser ihr regelmäßig Alkohol beschaffte. Aber immer wenn ich mit diesem Argument ankam, fing sie an von Vögeln zu reden. So war Jolene nun einmal.
Und ich war nun einmal ich. Wenn ich den Leuten erzählte, dass wir beste Freunde waren, fingen sie immer an laut loszulachen und meinten daraufhin, dass ich echt komisch wäre. Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen. Schließlich hätte ich selbst kaum gedacht, dass wir einmal unzertrennlich werden würden, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Es war vor sechs Jahren gewesen, damals war ich erst zehn Jahre lang auf dieser Welt gewesen. Jolene und ihr Mum waren in die Wohnung über uns eingezogen. Ich hatte sie sofort gehasst, als ich sie gesehen hatte. Warum? Weil sie so anders gewesen war. Die anderen Mädchen in meinem Alter mochten alle immer noch Pferde, trugen am liebsten rosa und schauten alle Hannah Montana. Automatisch war ich eine von ihnen gewesen, ich dachte einfach, dass es so richtig gewesen wäre. Doch dann stand plötzlich Jolene vor mir: Zwei Jahre älter, in Punk-Klamotten und außerdem trug sie mehrere Ohrringe. Natürlich wusste ich inzwischen, dass es mehrere Lebensweisen gab und Jolene war mir total ans Herz gewachsen. In den sechs Jahren hatte ich sie schon aus so manchem Schlamassel gezogen und sie mir beigebracht, wie man "das Leben genießt" (so nannte sie es jedenfalls).
»Worüber denkst'n nach?«, brachte Jolene mich plötzlich Kaugummi kauend zurück zur Realität. Ich erschreckte leicht. Anscheinend war ich ein bisschen zu sehr in meine Erinnerungen versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass das Fenster schon längst offen war.
Eine Antwort erwartend starrte Jolene inzwischen abwechselnd zwischen mir und der Straße. »Ouh, ich? Ich dachte nur ein bisschen nach.«
»Hä?«, schmatzte Jolene stirnrunzelnd. »Den Part hatte ich ja schon verstanden. So dumm bin ich nun auch wieder nicht, Lils. Lass dich nicht von meinem Zeugnis täuschend. Da oben sitzt eine funktionsfähige Birne. Ich meinte, woran du denkst. Geht's um einen Typen? Komm, sag schon, wie heißt er!« Sofort war Jolene's Aufmerksamkeit auf meinen imaginären Liebesinteressierten gezogen.
»Sei nicht albern«, meinte ich schließlich, ohne auf ein Augenverdrehen verzichten zu können. »Ich musste mich nur an den Tag erinnern, an dem wir uns kennengelernt haben. Kannst du dich noch daran erinnern?«
Ich warf einen Blick zu ihr. Ihre schmalen Lippen hatten wieder dieses altbekannte Grinsen geformt, während ihre Augen immer noch aufmerksam die Straße musterten. Einen Moment schien sie nun diejenige zu sein, die in alte Erinnerungen abtauchte, doch schließlich antwortete sie wieder mit ihrer immer herausfordernd klingenden Stimme: »Na klar, doch! Ich werde nie vergessen, wie du mich angeglotzt hattest in deinem Blümchenkleid. Und du dann auch noch so: "Du bist komisch." Hach, da hab' ich mir so einen abgelacht, ernsthaft.«
Ich lächelte kurz, wand mich dann aber dem nun geöffneten Fenster. Langsam streckte ich meinen Kopf raus und ließ den starken Wind meine Haare durchfahren. Sie flatterten vor meinen Augen und ich schloss meine Augen für einen Moment und atmete einfach nur ganz tief ein. Normalerweise würde ich mich das nicht zutrauen, aber es war kurz nach Mitternacht und auf der Straße war außer uns kaum ein weiteres Auto. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich wie die Lichter der Straßenlaternen bunt tanzten und spürte, wie der Duft der tiefen Nacht meine Nase kitzelte.
Schließlich kehrte ich zu meiner alten Position zurück, das Fenster ließ ich aber noch offen. Der Wind hatte schon immer so eine wunderbare Wirkung auf mich gehabt und ich hatte genau jetzt das Gefühl, alles machen zu können. Es war diese unerklärbare Kraft, die mich grundlos zum Lachen brachte, und ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen hinterließ.
»Warum grinst'n du so?«
»Ach, ich habe nur das Gefühl, als ob alles um mich wunderschön ist.« Mein Grinsen tat schon fast weh, aber wenigstens war es echt.
Fortsetzung folgt ...

Warum so lange nichts von mir zu hören war? Weil ich die ganze Zeit an diesem Monster saß. Es ist mein erster Beitrag für das "50 stories" Projekt, ich hoffe es gefällt euch. Da ich schnell wieder etwas bloggen möchte, hatte ich noch nicht die Gelegenheit, darüberzuschauen. Rechtschreib- und vor allem Logikfehler könnt ihr also einfach in den Kommentaren anmerken - ich verbessere sie dann so schnell wie möglich. Ich wollte eigentlich alles in einem Rutsch schreiben, habe sogar schon viel mehr geschrieben, aber ich habe an dieser Stelle einfach mal gestoppt, da ich das Gefühl habe, dass es sonst zu lang und abschreckend wirkt. Ouh, und wie ihr sicherlich bemerkt habt, habe ich ein neues Design. Ich hoffe es gefällt euch gut, ich persönlich mag es sehr. Feedback ist immer erwünscht. Ansonsten quatsche ich euch nicht weiter voll. Und tut mir leid, dass es dieses Mal keine Bilder gibt, mir fiel dazu nichts ein.



15 Kommentare:

  1. Toll. Einfach nur toll, Dornröschen.
    Ich bin immer wieder begeistern davon, wie gut du schreiben kannst.
    Du hast echt unglaublich viel Talent! ♥'

    Ich freue mich schon auf die Vortsetzung. (:

    Das Design gefällt mir auch wirklich gut, aber mir haben auch all die anderen gefallen, die du hattest. (:

    Liebe Grüße Caro.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke. :}
      Die Fortsetzung kommt so bald wie möglich! ^^
      Ich finde das besser als die vorherigen. q:

      Löschen
  2. Der Text gefällt mir echt wahnsinnig. Ich kann mir nur so gut vorstellen wie du Bücher schreibst - falls du irgendwann eins veröffentlichst, dann sag mir doch bitte Bescheid. :b

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

    ♥, Hoang Quynh.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Haha, mach' ich. <: Danke sehr wirklich, so etwas macht wahnsinnig Mut. (: ♥

      Löschen
  3. Dankeschön, ja, ich hatte viel Spaß und endlich mal meine Kamera mit auf den Bergen. Du glaubst gar nicht wie viele Fotos ich gemacht hab ! :D
    Die Geschichte finde ich wirklich schön. Ein paar Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen, aber die waren jetzt nicht so bewegend, die finde ich noch nichtmals auf Anhieb :) ♥.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe es mir jetzt auch noch einmal durchgelesen & zwei Schusselfehler gefunden. :) Werde sie gleich verbessern.

      Löschen
  4. Wahnsinnig toller Text. Ich freue mich schon unheimlich auf die Fortsetzung ♥

    AntwortenLöschen
  5. Hihi. Ja. Das ist toll. *-* Scheiße nur, wenn man so wie ich, Laktose-Intolerant ist :DD

    *Herz*
    Blu.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. PS: Der Text ist... Bah. Einfach der Wahnsinn. ♥

      Löschen
  6. Toller Text. Ich habe keine Fehler gefunden xD

    Der Dialog *hust* ja, wie drunter stand, das habe ich heute wirklich so gesagt ;D man, ich muss verrückt sein, aber okeee, das bin halt ich :D

    Liebe Grüße <3

    AntwortenLöschen
  7. Du Liebe, dankeschön :)
    Der Film ist einfach ein Traum, aber dieses Buch erst... :}

    Nun zu dir:
    Du weißt, ich bin kritisch (und schreibe auch selber^^).
    Ich würde nie einen Text veröffentlichen, der nicht korrigiert und überarbeitet wurde. Es sind einige Rechtschreib-, Wort-, und Sprachfehler vorhanden, manches klingt unschön und unsauber.
    Die Idee ist wunderbar, doch lass dir Zeit. Eine Geschichte fließt nicht von null auf Hundert aufs Papier (auf den Desktop). Sie braucht Zeit, Überlegungen, Veränderungen. Muss überarbeitet werden, durchgestrichen, neu verfasst und immer wieder verbessert.

    Ich kenne das, man sprüht vor Euphorie, hat Ideen über Ideen und will einfach nur anfangen zu schreiben. Und plötzlich stehen da die ersten Sätze, Seiten werden gefüllt. Schreiben ist so großartig und es ist immer wieder ein Rausch, die Gedanken auf dem Papier fließen zu sehen.
    Doch dann liest man sich die Zeilen wieder und wieder durch, und man merkt, dass man Zeit braucht. Am Liebsten von neu beginnen würde, weil es einfach nicht das ist, was man wollte.

    Und erst dadurch entsehen gute Geschichten. Durch unsere Selbstkritik. Doch diese kann nicht kommen, wenn man sich die eigenen Worte nicht mehr gründlich durchliest. Darum möchte ich dir einfach den Tipp geben, dir Zeit zu nehmen.

    Ganz viel Zeit. Für jedes Wort das du schreibst. Du sagst, du beeilst dich mit dem zweiten Teil, aber das muss doch gar nicht sein. Nimm dir die Zeit, jedes einzelne Wort in die Hand nehmen zu können. Lass es hin und her purzeln und entscheide dich dafür oder dagegen.

    Ich hoffe, du weißt, dass ich dir damit behilflich sein möchte, und es ganz und gar nicht doof gemeint ist oder so :)
    ♥ ♥ ♥
    Elske

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Erst einmal danke für die Kritik. :) Ich finde es immer toll, wenn ich auch Verbesserungsvorschläge bekomme.
      Ich denke, dass du Recht hast, aber bei mir ist das Problem, das ich manchmal zu selbstkritisch werde. Am Ende veröffentliche ich meine Texte dann erst gar nicht mehr. Wenn ich versuche, meine Texte zu überarbeiten, denke ich am Ende nur noch, dass alles Mist ist & dann habe ich nichts mehr.
      Aber du hast trotzdem Recht - ich werde es mal so versuchen.

      Löschen
  8. Erschreckte ;D das heißt erschrak :P
    Aber sonst echt super Text, du kannst sehr gut schreibeb. Ich freue mich auf mehr.

    Lg, Lena ♥

    AntwortenLöschen